Der Escort von Jan R. Holland

 

Jan ist ein blendend aussehender Endzwanziger, der als Escort arbeitet. An ihm ist alles perfekt: der Körper, das Lächeln, die ständige Erregtheit, und sein bestes Stück lässt auch keine Wünsche offen. Eines Tages ist er gerade bei einem Kunden und geht seiner Arbeit nach, als er zufällig einen Blick auf die Zeitung erhascht und dabei feststellt, dass einer seiner Freier ermordet wurde. Da er diesen sehr gut leiden konnte, beschließt er, auf eigene Faust im Strichermilieu zu ermitteln. Dabei lernt er Benny und Dennis kennen – zwei junge Männer, die Cousins sind, der eine etwas unerfahren, der andere schon länger dabei. Dem ersten bringt er das passive Liebesspiel bei, der zweite ist ganz fasziniert von ihm. Dennis hilft Jan bei seiner Ermittlungsarbeit, in der immer wieder genug Raum ist für „Spielchen“. Sogar der Polizeibeamte, der im Strichermilieu als Vermittler arbeitet, findet Gefallen an der Hauptfigur.

Jan R. Holland gelingt es einen Krimi zu schreiben, der hauptsächlich in der Horizontalen spielt. Jede Gelegenheit nutzt er, um seinen allzeit bereiten Helden in sexuelle Höchstgefühle zu versetzen. Die Frage, die sich dem geneigten Zuhörer bereits jetzt stellt: Wie kommt es wohl, dass die Hauptfigur auf den gleichen Vornamen hört wie der Autor? Der Verlag schreibt auf seiner Homepage, dass Jan R. Holland vielfältige Erfahrungen als Escort gesammelt habe.

Die Hauptfigur Jan stellt in diesem Roman mehrere Rekorde auf. Zum Beispiel, was die Anzahl der Orgasmen angeht, die er innerhalb zweier Tage hat. Als er bei dem S/M-Escort Sven Nachforschungen anstellt, in dem er sich als Kunde ausgibt, schafft er es beim ersten Versuch, das überdimensionierte Geschlechtsteil in sich aufzunehmen. Dies schildert der Autor seitenweise in einer Sprache, wie man sie vermutlich auch am Bahnhof hören mag.

Jan hatte derweil eine saugeile Aussicht auf Dennis´ Backenmuskeln, die sich jedes Mal spannten, wenn er in Bennys Maul hineinstieß. Der Bursche hatte einfach einen geilen Body, und dieser Arsch war zum Verrücktwerden.

In diesem Roman wundert einen nichts mehr. Ist ja ganz normal, dass man mit seinem besten Freund regelmäßig Sex hat, obwohl ja beide Escorts sind. Klar, ist ja ein pornografisches Werk! Wieso sollte das nicht so sein. Selbstverständlich gefällt jedem Stricher, der sich aus Geldnöten verkauft, der Sex mit Männern. Plötzlich lässt er sich gerne penetrieren, obwohl er das vorher nie wollte. Der Partner, in dem Fall Jan, muss einfach nur „geil“ genug sein. Übrigens ist jeder in diesem Roman so nett, hat so ein großes oder dickes Genital, sieht gut aus und ist total offen. Selbst der gut gebaute Polizist, der in dem Fall ermittelt. Aber wie gesagt: es ist ein Porno und hässliche widerwillige Menschen sind ja nicht gerade anregend.

So stellt sich die Frage, wer diesen Roman erregend finden könnte, denn wirklich realistisch wird er nicht sein. Wieso? Jan R. Holland kann viel erzählen, aber so „rosa“, positiv und wundervoll wird es nicht sein, wenn man mit fremden Männern rund um die Uhr Sex haben muss, um seinen Unterhalt zu bestreiten. Also muss es einen anmachen. Aber wen? Meiner Ansicht nach könnte jeder Spaß daran finden, der nicht auf bestimmte Sexpraktiken oder bestimmte Typen festgelegt ist. Die Sex-Abenteuer bieten eine große Varianz an. Da sind Jungs, die noch nicht ganz volljährig sind und einen knabenhaften, schlanken und schönen Körper haben, da sind aber auch kernige Männer, die muskulös und männlich sind, dabei. Da gibt es S/M-Szenen, Oralverkehr mit genauer Erklärung, wie es am schönsten ist, Anal-Erlebnisse und andere Möglichkeiten des männlichen Sexualverkehrs.

Jeder kennt den Witz: „Wieso schauen Frauen Pornos?“ – „Weil sie denken, dass die Paare am Ende heiraten!“ So kommen mir die Interaktionen in diesem Roman vor. Scheinbar verlieben sich die Männer in ihre Geschlechtspartner und man könnte meinen, dies sei DER WEG, einen Ehemann zu finden. Aber vielleicht ist das Humor. Wer hat denn gesagt, dass Humor und Sex nicht zusammenpassen?

Der Roman „Der Escort“ von Jan R. Holland ist beim Männerschwarm-Verlag erschienen, umfasst 151 Seiten und ist für zwölf Euro fünfzig im Fachhandel erhältlich.

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