Hellbent von Paul Etheredge-Ouzts und Gay Zombie von Michael Simon

 

Paul Etheredge-Ouzts hat im Jahre 2004 „Hellbent“ nach seinem eigenen Drehbuch verfilmt. Es ist die Nacht vor Halloween. Zwei Jungs haben ein Date im Wald, als plötzlich ein muskelbepacktes Wesen mit metallener Teufelsmaske und gebogenem Messer auftaucht. Am nächsten Morgen werden sie gefunden – ohne Kopf… Der junge homosexuelle Eddie wird auf diesen Fall angesetzt. Er beschließt mit seinen Freunden Chaz, Joey und Toby auf die große Halloweenparty ins MeatLocker zu gehen, um dort zu ermitteln. Er hofft, seinen geheimnisvollen Flirt Eddie dort wiederzutreffen. Aber diese Nacht gehört dem Teufel und der mysteriöse Unbekannte folgt der aufgekratzten Gruppe. Inmitten der verkleideten Zombies, Geister und Kettensägenopfer merken sie nicht, wie einer nach dem anderen seinen Kopf verliert… Weiß Eddie um die Gefahr, in der er schwebt? Wird er der Final Boy sein?

Dies ist nicht nur der erste Gay Splatter Film, den ich bespreche, sondern überhaupt wohl der erste Horrorfilm, der Eingang in dieses Magazin findet. Grund genug, ein bisschen mehr zu diesem Genre als Hintergrund zu erzählen.

Splatter ist eine Art des Horrorfilms, bei der die Darstellung von exzessiver Gewalt und Blut im Vordergrund steht. Der Begriff Splatter ist eine Amalgamierung, die sich aus den englischen Wörtern to splash und to spatter zusammensetzt, welche beide „spritzen“ bedeuten. Splatter ist zwar meist, aber nicht nur auf den Horrorfilm beschränkt, vielmehr finden sich entsprechende Elemente in den verschiedensten Genres. „Splatterfilme“ bilden daher nicht so sehr ein eigenes Genre, sondern bezeichnen eine allgemeine Strategie affektorientierter filmischer Körperdarstellung.

In jüngster Zeit feierte das Splatterkino mit zahlreichen Remakes „klassischer Splatterfilme“ ein Revival. Dabei sind z.B. Dawn of the Dead (2004) und Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre (2003) zu nennen. Ebenfalls auf teilweise positive Kritiken stieß Alexandre Ajas Remake des Films Hügel der blutigen Augen (1977) von Wes Craven, The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen.

Splatterfilme rufen wie kaum eine andere Art von Filmen (ausgenommen vielleicht Pornografie) zwiespältige Reaktionen und zum Teil deutliche Ablehnung hervor. So gelten die blutrünstigen, aggressionsgeladenen und oft mit dem Gefühl des Ekels spielenden Werke vielen Rezipienten als geschmacklos, wenn nicht pervers oder „krank“. Dies macht auch die Rezension eines Splatterfilms sehr schwierig. Was sind denn objektive Kriterien eines Splatterfilms? Ich weiß es nicht. Hat es mir Spaß gemacht, diesen Film zu schauen? Ja. War er spannend? Doch, ja. Konnte man das Ende vorhersehen? Doch, schon. Waren die Effekte gut? Nun ja, an die vorher genannten Produktionen kommt er nicht dran. Nein, sicher nicht.

Aber interessant ist die Perspektive schon: Diese „schwule“ Perspektive. Einerseits werden die Opfer aufgrund ihrer Homosexualität abgeschlachtet. Doch das Schwulsein wird nicht nur allgemein thematisiert, sondern auch die Sichtweisen der einzelnen Sub-Gruppen unter den Schwulen. Also, wie denken Hetero-Likes über Tunten, Transen über Lederboys usw. Das interessiert an dem Film. Ebenso übrigens wie der Kurzfilm „Gay Zombie“, der 2007 von Michael Simon gedreht wurde. Ich möchte nicht zu viel darüber erzählen, denn er ist ganz schön tricky und sehenswert. Natürlich auch hier die leicht billig wirkende Splatter-Ästhetik, die auch „Hellbent“ dominiert. Es ist sehr amüsant, wie die „Tunten“ versuchen, den Zombie zu einem attraktiven Schwulen zu gestalten. Wie auch bei „Hellbent“ auffällig ist, dass die Akteure nach bestimmten ästhetischen Kriterien ausgewählt wurden. Beide Filme sind einerseits amüsant und andererseits spiegeln sie genauso wie die Splatterfilme des Mainstreams, die ich vorher nannte, die Gesellschaft wieder und prangern sie auf ihre Art an.

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