Wie viele schwule Paare kennst du, die seit vierzig Jahren zusammen sind? Simon lernt Annar kennen, als letzterer noch ein Teenie ist. Die beiden trennen siebzehn Jahre. Simon, der einen Antiquitäten-Laden besitzt, wird von Annars Mutter gebeten, ihren Sohn einzustellen. Annar entwickelt nicht nur eine Liebe zu den Antiquitäten und verbessert sich deutlich in der Schule, sondern entdeckt nach und nach, dass er in den älteren Simon verliebt ist. Sie führen den Laden zusammen, jahrzehntelang. Ihre freie Zeit verbringen sie auf ihrer Berghütte. Sie sind glücklich. Mehr oder weniger. Doch dann erleidet Simon einen Herzinfarkt und plötzlich wird beiden klar, dass er alt geworden ist, dieser Simon. Er liegt in der Klinik und langweilt sich zu Tode. Sein einziger Lebensinhalt ist, auf die wöchentlichen Besuche von Annar zu warten, und darauf, endlich wieder nach Hause zu dürfen. Während Simon in seinem Bett liegt, seinen Zimmernachbarn beobachtet, sich mit dem Personal unterhält und mit anderen Patienten und deren Besuchern, bleibt ihm noch viel Zeit, einige Episoden seines Lebens Revue passieren zu lassen. Der Roman spielt an einem dieser Besuchs-Sonntage und Simon wartet sehnsüchtig und auch ein bisschen ängstlich auf seinen Annar, der sich sehr verspätet.
Woran liegt die Verspätung, fragt er sich, trifft sein Partner dessen jungen Kumpel heute? Vergnügen sie sich auf der gemeinsamen Hütte des Paares? Und wie kam es plötzlich zu den Streitigkeiten und Dissonanzen in der letzten Zeit? Liegt es nur an den Herzinfarkten und den darauf folgenden langen Krankenhausbesuchen Simons? Liegt es vielleicht daran, dass Annar gefragt wurde, ob er Vater eines Kindes werden möchte? Und dass Simon dagegen ist, dass Annar dessen beste Freundin schwängert? Wann war der Zeitpunkt, als sich plötzlich die Lebensentwürfe der beiden Partner voneinander unterschieden? Lieben die beiden sich noch?
Dieses Buch macht nachdenklich. Es lässt einen über das eigene Beziehungsleben nachdenken. Wie es wohl sein wird, wenn man in zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren noch mit dem Partner zusammen ist. Ob man es so lange schafft, mit dem Partner glücklich zu sein? Und was ist dann, wenn einer der beiden ein Pflegefall wird? Kann man dann noch Liebe spüren, ja, noch mehr – Verlangen?
Odd Klippenvåg schreibt in einer sehr literarischen Sprache. Damit möchte ich sagen: es ist kein typisches Schwulenbuch in Anführungsstrichen. Es hätte durchaus den Anspruch darauf, in einem großen Verlag herausgebracht zu werden, und zwar ohne diesen Zusatz: Es geht um eine Homosexuellen-Problematik. Geht es nämlich nicht. Alles, was da geschrieben wird, könnte genauso zwischen einem Hetero-Pärchen passieren. So wie man auch sagen muss, dass gute Literatur keine Etiketten verträgt. Und dazu gehört dieser Roman.
Zum Glück gibt es in Deutschland Verlage wie den Quer-Verlag oder den MännerschwarmVerlag, der solche Bücher verlegt. In dem Fall der MännerschwarmVerlag, und das Buch heißt „Der Stand der Dinge“ und ist von Odd Klippenvåg. Der Roman ist 2010 erschienen, umfasst 184 Seiten und ist im Fachhandel für 184 Seiten zu beziehen.