In der Quer Criminal-Reihe des Querverlags ist erneut ein äußerst spannendes und angesichts des hohen Lesevergnügens zu kurz geratenes Buch erschienen. „Töten ist ein Kinderspiel“ von Corinna Waffender beschreibt den zweiten Fall von Inge Nowak, die in diesem Roman in all ihren Tiefen und Höhen handelt und in einem ganz besonders mysteriösen Fall ermittelt. Die dreiundvierzigjährige Pfarrerin Erika Mangold wird erschossen in einer Kirche in Berlin-Charlottenburg aufgefunden. Sie hinterlässt einen todkranken Ehemann, eine vierzehnjährige Tochter, einen fast erwachsenen Sohn und jede Menge Unklarheiten über sich selbst.
Immer tiefer dringt die Hauptkommissarin Inge Nowaks in dieses als bürgerliche Durchschnittsglück getarnte Familiendrama hinein, und findet dabei eine nicht vergessene, sondern verdrängte Leiche im Keller, die geduldig dreiundzwanzig Jahre auf ihre Entdeckung gewartet hat: Welche Rolle spielt der chilenische Jugendfreund Juan Valero, den das Opfer kurz vor ihrem Tod noch getroffen hat? Wer ist im Besitz der Tatwaffe aus alten Militärbeständen? Und was hat ein toter Junge im Westdeutschland der 80er Jahre mit all dem zu tun?
Dabei versteht es Waffender die um ihr eigenes Coming-Out ringende Inge Nowak, mit ihren Beziehungsängsten und ihrer kratzbürstigen Art, in eine ganz besondere Geschichte einzudringen. Eine Geschichte, in der die Homosexualität von Romanfiguren eine wichtige Rolle spielt, weil sie in einer Zeit ausgelebt oder eben nicht ausgelebt werden, in der Homosexualität auf alle Fälle versteckt werden musste. Einmal mehr benötigt Inge Nowak eine ordentliche Portion Kombinationsgabe und den einen oder anderen Zufall, um am Ende nicht nur das Schicksal von fünf Toten zu verstehen, sondern auch ihr eigenes.
Jede einzelne Seite dieses Romans ist spannend, aber nicht nur wegen der Handlung, das können viele Krimi-Autorinnen und Autoren. Corinna Waffenders Kunst besteht vor allem darin, die Figuren nicht nur authentisch, sondern mit einer wirklichen Tiefe zu beschreiben. Die Reaktionen der einzelnen Figuren sind nachvollziehbar, sie sind aber vor allem gut beobachtet und dargestellt. Die ganze Handlung nimmt eine Dynamik an, die auch im wahren Leben genauso geschehen kann. Man sagt ja, dass das Leben die besten Geschichten schreibe, nur in diesem Roman hat eine Schriftstellerin es geschafft, eine Geschichte zu konstruieren, die gleichzeitig unglaublich und doch glaubhaft wirkt.
„Die Hitze drang durch das kühle Gemäuer, zwängte sich durch hölzerne Ritzen und steinerne Spalten, ließ die bunten Fenster bedrohlich satt erstrahlen. Blutrot der Umhang des Verräters an der Seite des Herrn, das Leid des Sohns tiefblau.“
So beginnt stilistisch gelungen die Leseprobe, die der Quer Verlag auf seiner Verlagsseite für die interessierte Leserin beziehungsweise den interessierten Leser bereitgestellt hat. Da kann man sich selbst vom Lesevergnügen, das dieser Roman bietet, überzeugen.
Der Kriminalroman „Töten ist ein Kinderspiel“ von Corinna Waffender ist in der Quer Criminal Reihe im Quer Verlag erschienen. Er umfasst 253 Seiten und ist für 12,90 Euro im Fachhandel erhältlich.