Unter Strom von Zoltan Paul

Was passiert, wenn deutsche Filmemacher sich an den Coen Brüdern orientieren und eine witzige Filmkomödie drehen wollen? Meist geht es schief. Manchmal aber auch nicht… In diesem Film treffen ein frisch geschiedenes, permanent streitendes Ehepaar, ein zu Unrecht zu 15 Jahren Haft verurteilter Kleinganove, seine von seinem besten Freund schwangere Freundin, eben dieser beste Freund, ein Wirtschaftsminister und sein heimlicher Liebhaber, der zufälligerweise auch Kriminalhauptkommissar ist, und dessen Kollegin, die unheimlich in ihn verliebt ist aufeinander. Und zwar in der Sommerresidenz des Ehepaars, in der der neue Liebhaber der Frau auf sie wartet. Der Kleinganove ist auf der Flucht, nimmt aber das zerstrittene Ehepaar als Geisel, später auch den Wirtschaftsminister. Die Polizei versucht ihn fortan zu schnappen und ihn in der Sommerresidenz zu stellen.
Regisseur Zoltan Paul hat nach vier Jahren Stoffentwicklung eine Komödie im Genre des gehobenen Boulevardtheaters drehen wollen. Es ist eine Beziehungskomödie geworden, eine über den ewigen Krieg der Geschlechter. Es ist aber auch eine Kriminalfarce, die vergleichbar mit amerikanischen Vorbildern ist. Die Dialoge sind temporeich und sehr ironisch, manchmal auch weise. Immer jedoch Repliken auf das Kino.
Denn, wie Cheesie, der Kleinganove, sagt: „Alle Rätsel des Lebens werden in Filmen gelöst.“ Gloria Huber, die von ihm schwanger ist, allerdings die Frau von Frankie Huber, entgegnet ihm: „Das hier ist kein verdammter Scheiß-Hollywoodschinken.“ Nein, das ist kein verdammter Scheiß-Hollywoodschinken, sondern ein witziger deutscher Film. Mit Schauspielern, die Lust auf den Film hatten, deren Freude man in jedem Moment erkennen kann. Mit Schauspielern, die Ecken und Kanten haben, aber auch ernsthaft komödiantisch spielen können. Niemand ragt in diesem Ensemble heraus. Jede und Jeder hat seine eigene Besonderheit und spielt diese aus. Besonders komisch ist dabei Harald Krassnitzer, der als Gegenpol von der souveränen Catrin Striebeck agiert. Sunnyi Melles brilliert als psychotische und nymphomanische Polizistin. Und Robert Stadlober und Hanno Kofler zeigen erneut, wieso sie zur Elite der deutschen Jungschauspieler gehören. 
Die vier Jahre Stoffentwicklung haben sich gelohnt. Jede Pointe sitzt, jeglicher Kitsch wird als gewollte Trash-Komponente erkennbar. Es ist ein kurzweiliges Kinovergnügen, das man jedem empfehlen kann. Überzeugt euch selbst. Am 10. Dezember kommt der Film UNTER STROM in die deutschen Kinos, und es wäre wünschenswert, wenn sehr viele Zuschauerinnen und Zuschauer ins Kino gingen.

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