Dream Boy von Regisseur Jimmy Bolton

 

Der Film „Dream Boy“ des Regisseurs Jimmy Bolton ist eine Adaption des erfolgreichen Romans von Jim Grimsley. Mit Zärtlichkeit führt die Geschichte in die unschuldige Welt zweier verliebter amerikanischer Teenager, die versuchen ihren eigenen Weg zu finden. Wie ein Blitz schlägt beim 15-jährigen Nathan das plötzliche Verlangen zum Nachbarsjungen, dem 17-jährigen Sportler Roy, ein. Bald stellt sich beim nächtlichen Lernen heraus, dass Nathans Gefühle überraschenderweise von Roy, der eigentlich eine Freundin hat, erwidert werden…

Wenn man „Dream Boy“ mit dem vor kurzer Zeit an gleicher Stelle vorgestellten Film „The Graffiti Artist“ vergleicht, fallen zwei Dinge auf. Zum Einen eine Gemeinsamkeit: Auch im neuen Film herrscht wieder die Stille vor. Es wird genauso wie in dem Skater-Film wenig geredet. Das meiste wird über Gesten und über kleine Beobachtungen erzählt. Das Familiendrama, das Nathan erlebt, wird mit keinem Wort erklärt, und doch weiß man alles darüber. Auch die Annäherung der beiden Hauptakteure geschieht nicht über Worte, sondern über schüchterne Blicke, bis es zum ersten Mal zu einer kleinen zärtlichen Berührung beim gemeinsamen Lernen kommt. Nathan streichelt die Hand Roys, der seine Hand zunächst wegzieht, dann aber zurücklegt und die Hand des Jüngeren hält. Zum Anderen gibt es aber einen großen Unterschied zum Vorgängerfilm: Der Film wurde ganz anders gedreht. Bei „The Graffiti Artist“ herrschte der Dogma-Style vor, was bedeutet, das alle Filme, die in diese Richtung zugeordnet werden, sich gegen die zunehmende Wirklichkeitsentfremdung des Kinos wenden und Effekte und technische Raffinessen, Illusion und dramaturgische Vorhersehbarkeit verbannen. Ganz anders nun in „Dream Boy“, das nun sehr viel konventioneller erzählt wird, in satten Farben und gestochen scharfen Bildern.

Der größte Unterschied zur Romanvorlage ist, dass im Film erst einmal viel Zeit darin verwendet wird, den Handlungsort und die Personen durch viele Bilder zu charakterisieren. Die Geschichte spielt in einem Teil der USA, das auch heute noch sehr prüde, christlich und erzkonservativ ist. Es wird von den schwülen Südstaaten, wo Trauerweiden die Straßen säumen, die Kirche eine feste Institution ist und Mütter ihren Söhnen frischen Eistee aufs Zimmer bringen, erzählt.

In diesen Südstaaten ist es immer noch ein Tabu, sich als schwuler Jugendlicher zu outen, seine Sexualität auszuleben. Generell ist es in den Vereinigten Staaten außerhalb der Metropolen sehr schwer für Jugendliche, die ihre Veranlagung bemerken, damit zurechtzukommen. Die meisten jugendlichen Selbstmörder bringen sich genau wegen dieser Nöte um. Das ist ein sehr trauriger Fakt im Jahre 2009. Viele Menschen in Deutschland gehen davon aus, dass das homosexuell sein heutzutage doch als ganz normal betrachtet werde und man wenig Angst vor Diskriminierung haben muss. Dem ist nicht so, das zeigt unser Magazin in jeder Ausgabe. Und in Deutschland ist das ja schon sehr weit im Vergleich zu vielen anderen Staaten. Auch Nathan wird Opfer dieser Diskriminierungen. Doch mehr möchte ich nicht dazu erzählen, denn ihr sollt euch den Film ja noch anschauen. Nur eines sei gesagt: Auch hier findet sich ein Bezug zu Ostern.

Jimmy Bolton konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, als er den Roman von Jim Grimsley, der übrigens hervorragende Romane schreibt, bekam, um ihn als Vorlage zu prüfen. Er konnte sich sehr mit der Geschichte identifizieren. Und das merkt man dem Film an. Die beiden jungen Schauspieler Stephen Bender, der Nathan verkörpert, und sein Debut als junger Clark Kent in „Superman Returns“ gab, und Maximilian Roeg, der den Roy spielt, bieten eine sehr überzeugende Leistung. Der Film ist auf jeden Fall sehenswert, wenn auch nicht so ungewöhnlich und eindrücklich wie „The Graffiti Artist“.

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