Wer hat den vermeintlich biederen Rentner Otto Korbach in seinem gutbürgerlichen Stadtteil in Baden-Württembergs Hauptstadt Stuttgart bestialisch umgebracht? Vor diese Frage wird die sympathische und resolute Kommissarin Corinna „Coco“ Conradt gestellt. So kalt wie das Umfeld des Toten ist – er hat keinen Kontakt mehr zu seinen beiden Kindern, die ihn hassen, er hatte sich von seiner Frau scheiden lassen, als sie in die geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen wurde – so kalt ist auch das Wetter. Die Polizei tappt die ganze Zeit im Dunkeln, während sich immer wieder neue Hypothesen, neue Handlungsstränge finden, die allesamt nicht überzeugend sind.
Coco treibt sich in Freibädern herum, in psychiatrischen Anstalten und in Berliner Kaschemmen, in denen sie neue Spielarten der lesbischen Liebe kennenlernt. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Judith. Coco ist voller Zweifel an ihrer kriminalistischen Arbeit, denkt über ihre Beziehung, über Sex und Liebe überhaupt. Sie ist eine Genießerin und sehr neugierig. Und trifft auf ganz spannende Menschen, zum Beispiel einen Professoren namens Schlatter, der die Frau des Ermordeten seelsorgerisch betreut. Sie hat auch mit der „Firma“, mit dem „Konzern“ zu tun, bei dem Korbach einst tätig in einem Werk in Argentinien war… Selbst der Polizeipräsident wird aufgescheucht und warnt die genervte Kommissarin…
Olive Feuerbachs zweiter im konkursbuch Verlag Claudia Gehrke erschienene Kriminalroman ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Er spielt zwar im kalten Winter, ist aber die optimale Strandlektüre für diesen Sommer. Die Autorin schafft es tatsächlich, in allen Milieus, in denen sich ihre Figuren bewegen, authentisch zu beschreiben, man spürt die Atmosphäre, die von diesen Orten ausgehen, förmlich. Die Dialoge sind niemals platt, im Gegenteil, gerade gegen Ende des Buchs sagen die Figuren einige sehr kluge Dinge.
Coco wird mit jeder Seite sympathischer, gerade weil sie nicht diese angepasste, „professionelle“ Kommissarin ist, gerade weil sie ganz schnell warm wird mit bestimmten Figuren in diesem Roman. Insbesondere mit älteren Herren und attraktiven Frauen in den Dreißigern kommt sie ganz gut aus.
Schön ist auch der Querverweis auf ihre beiden anderen Bücher, die im Verlag erschienen sind, der am Ende des Buches auftaucht…
Also, 9,90 Euro sind wirklich gut investiertes Geld für den Roman „Schmutziger Mord“ von Olive Feuerbach, der im konkursbuch Verlag Claudia Gehrke. Er umfasst 287 Seiten und ist im März 2011 erschienen.