Der Plot des italienischen Films ist trotz der Länge von 110 Minuten recht kurz erzählt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der vierzigjährige Schriftsteller Davide und sein wesentlich jüngerer Lover Lorenzo. Sie haben gerne ihre besten Freunde bei sich, weswegen sie sie häufig zum Abendessen einladen und gemeinsam verreisen. Sie haben sehr viel Spaß miteinander, nehmen sich gegenseitig auf den Arm, teilen Glück und Leid miteinander. Beim vorerst letzten gemeinsamen Essen passiert dann allerdings etwas Überraschendes, etwas, womit sie nicht gerechnet haben. Der Abend steht sowieso nicht unter einem guten Stern, wie Roberta, die sich mit Astrologie beschäftigt, herausfindet. Er weist einen „gegenläufigen Saturn“, einen Saturno Contro, auf. Lorenzo bricht ohne erkennbaren Grund zusammen, wird ins Krankenhaus gebracht und liegt fortan im Koma.
Nun treffen sich die Freunde in diesem Krankenhaus und es beginnen langsam neue Dramen. Denn die Beziehungen untereinander wandeln sich, es gibt neue Konstellationen, man spricht plötzlich über vorher Ungesagtes. Antonio und Angelica trennen sich, weil bekannt wird, dass der Mann eine Geliebte hat. Neval, die türkische Freundin, die Übersetzerin ist, mischt sich ein und trifft die Geliebte. Und dann plötzlich stirbt Lorenzo.
Nach Le Fate Ignoranti und Il Bagno Turco/ Das Türkische Bad hat der türkischstämmige Regisseur, der in Italien wohnt, erneut einen Film gedreht, in dem es um schwule und heterosexuelle Lebens- und Liebeswelten geht, um Treue und Sex, um Träume, Wünsche, Enttäuschungen – und um den Tod.
Einige der Schauspielerinnen und Schauspieler haben schon in den vergangenen Produktionen mitgewirkt bzw. sind sehr bekannt in Italien. Der Cast zeichnet sich durch teils sehr hübsche teils sehr charakterstarke Akteure. Ich fange mit den ersteren an: der Blickfang Nummer eins bei den Herren ist natürlich Lorenzo, der leider stirbt. Er wird von Luca Argentero dargestellt, dem wunderschönen ehemaligen Big Brother Italy-Bewohner und Covermodel von diversen Zeitschriften. Genauso hübsch und in dem Film der wohl sympathischste Charakter ist Roberta, die von Ambra Angiolani gespielt wird. Optische Glanzlichter setzen auch Michelangelo Tommaso, der Paolo spielt und der bekannte Schauspieler Stefano Accorsi. Pierfrancesco Favino, der in vielen Filmen mitgespielt hat, überzeugt genauso wie die Türkin Serra Yilmaz mit schauspielerischem Können.
Diese genannten Akteure, die auf verschiedene Weise Glanzlichter setzen, täuschen ein wenig über eine Geschichte hinweg, von der man nie weiß, wo sie eigentlich hin möchte. Was will sie uns erzählen? Worum geht es wirklich in diesem Film? So viele Themen werden angerissen und man ist hinterher entweder erschlagen von den ganzen Sorgen oder etwas verwirrt. Es geht nicht tief, was da angerissen wird, und manchmal hat man das Gefühl, dass es auf die Oberfläche ankommt. So viele schöne Menschen, so viele schöne Interieurs in diesen Wohnungen und Ferienhäusern reicher Menschen, alle sind gut gekleidet und wohl situiert. Jeder und jede der Figuren hat Luxusprobleme vom Feinsten.
Ferzan Ozpetek versuchte trotz allem, Emotionen zu transportieren. Dabei bediente er sich der Musik, die manchmal etwas überladen erscheint, manchmal allerdings auch durch Handlungsstränge, die stark auf die Tränendrüse drücken sollen. Am Ende versöhnt sich der Vater Lorenzos mit dessen Schwul sein und mit dessen Mann Davide, aber erst nach dem Tod des Sohnes. Sergio, der Ex von Davide, der in der gemeinsamen Wohnung von Davide und Lorenzo wohnt, ist ein einziges trauriges Drama, Roberta ist rauschgiftsüchtig und total labil. Und dann dieses Zerbrechen einer Ehe und den Kindern, die darunter leiden. Alles etwas viel.
Dies ist keine große Kinokunst, dafür ist das Drehbuch zu schwach, der Plot zu überladen, aber die guten Schauspielerinnen und Schauspieler machen alles wett. Und letztlich ist es bei Filmen doch so: Wenn man sich berühren lassen möchte und sich in die Geschichte einsaugen lassen will, dann kann man das meist auch.